WOW! HAMMER! HART!

von Erik


Bericht vom Trainings-, Test- und Erkundungswochenende am Eiger


Dieses Wochenende waren Katrin und ich für ein Wochenende in Grindelwald. Sabine und Andrea konnten leider nicht wie geplant mitfahren.
Ziel war, an richtigen Bergen zu trainieren, vor allem aber die Strecken kennenzulernen. Das Terrain zu sondieren sozusagen.


Freitag, 2.6.17
Ankunft in Grindelwald ca. um 16 Uhr. Erstmal direkt zur Tourist Info. Katrin will sich beraten lassen hinsichtlich Routenplanung. Hier der erste „Schock“. Diverse Teile der Wettkampfstrecken sind nicht offen. So z.B. Burglauenen – Wengen, was für Sonntag geplant war. Männlichen – Kleine Scheidegg. Trail am Eigergletscher. Bachalpsee – Faulhorn. Das bedeutet: der Plan, die Strecken abzulaufen, hat sich zerschlagen. Mist. Also umplanen. Machen wir heute abend. Nochmal im Internet schauen und im Hotel fragen. Vielleicht haben die ja andere Infos und es geht doch.
Einchecken im Hotel Gletscherschlucht. Super nette Gastgeberinnen, Zimmer schöner als gedacht, Lage etwas außerhalb, sehr idyllisch, fast direkt an der Rennstrecke des E101.

Hotel Gletscherschlucht




Kleine Wanderung zum Warmlaufen Richtung Pfingstegg. Super schöne Strecke. Geht aber auch gut hoch. Im Wettkampf macht man diesen Abschnitt dann, wenn man fast 100 km in den Beinen hat. Auweia.
  
 
    
Trail Richtung Pfingstegg

Abends: Carboloading mit Rösti (und auf dem Zimmer mit Nüssen und Chips. 😊 Wir fragen die Hotelchefin, die wiederum einen Einheimischen fragt, der nach Berg aussieht: ob denn die gesperrten Strecken wirklich nicht zu laufen seien. Hotelchefin: ja, stimmt. Einheimischer: geht schon. Also Planung: Katrin läuft wie geplant über Waldspitz auf First und Bachalpsee. Ich versuche die erste Hälfte des E101 abzulaufen.

Ausrüstung vorbereiten. Rucksack packen: Für den ersten  Tag werde ich meinen alten Rucksack nehmen (Salomon), da ich nicht alles in den neuen (Ultimate Direction) reinbekomme. Dies liegt vor allem daran, daß ich die Ernährung testen will, also ob mein Magen unter Dauerbelastung über knapp 10 Stunden mit ausschließlicher Ernährung mit Sportdrink, Gel und Riegel klarkommt. Und das Zeug muß deshalb mit. Macht 10 Gels, 10 Riegel und das Getränkepulver zum nachmixen in Tütchen. Macht ordentlich Volumen und ca. 1,5 kg. Außerdem muß mehr Getränk mit als im Rennen, da morgen bedauerlicherweise keine Verpflegungstationen aufgebaut sind. Also 2,5 Liter bzw. 2,5 kg. Insgesamt dürfte der Rucksack bestimmt 6kg haben. Recht schwer und wippt beim Laufen auch ordentlich auf und nieder. Wetter soll gut werden, also kurze Klamotten rauslegen.


Samstag, 3.6.17
Wecker um 6.00 Uhr. Ultra Sports Starter getrunken (ich), Banane (Katrin), ein belegtes Brötchen aus dem Frühstücksbeutel des Hotels (Frühstück leider erst ab 7.30 Uhr). 0,5l rote Beetesaft (Eisen, Sauerstoff im Blut ;-).
7.00 Uhr Abmarsch. Vom Hotel Richtung Grindelwald. Nach ca. 20 Minuten trennen sich unsere Wege an der Talstation der Firstbahn. Katrin wird über Waldspitz zum First laufen und von dort zum Bachalpsee. Dann mal schauen.
Ich drücke auf die Uhr und starte Richtung Große Scheidegg. Erster Eindruck: müde Beine. Na ja, erstmal warmlaufen, dann weiterschauen. Nach einer halben Stunde: immer noch müde Beine. Weitermachen. Zweiter Eindruck: Das geht von Anfang an ordentlich steil den Berg hoch. Das heißt überwiegend Gehen ist angesagt. Meine Vorstellung, große Teile laufen zu können, zerschlägt sich. Ich merke, daß der E101 eine andere Charakteristik hat als ich dachte. Es macht sich der Gedanke breit, daß ich im Training die Schwerpunkte falsch gesetzt habe und zu viel gerannt bin und zu wenig gegangen. Dieser Eindruck bestätigt sich im Laufe des Tages. Das bedeutet, ich werde mein Training für die letzten Wochen umstellen und mich auf steile Wanderpassagen und Krafttraining für Wade und Oberschenkel konzentrieren.
Ankunft Große Scheidegg nach 1h32. Mist, da hatte ich mit schneller gerechnet. Vor allem weil der Puls eigentlich zu hoch war. Gefühlt bisher 90% gegangen. Regelmäßig trinken, alle 30 Minuten etwas essen, Gel und Riegel im Wechsel.

Unterhalb Große Scheidegg


Weiter Richtung First. Schön flowig. Endlich mal Laufen. 37 Minuten. Nach gut zwei Stunden treffe ich Katrin und Elli kurz unterhalb First. Wow. Die waren schnell oben. Super. Und beide sehen locker aus.
Nun bergab Richung Bort. Nächste Erkenntnis: Richtig steil. Also, nichts mit bergab laufen lassen. Und das geht so richtig lang, richtig steil und irgendwann auf Asphalt. Das geht ordentlich in die Oberschenkel. Also eher dosiertes als flottes Bergablaufen. Schade, letzteres ist eigentlich meine Stärke.
Bin nach ca. 20 Minuten unten, 2h35 gesamt - ungefähr, denn ich habe vergessen auf die Uhr zu drücken.
Jetzt Richtung First. Laufe jetzt konstant moderates Tempo. Ca. 135 HF. Dachte ich. Beim Check zuhause merke ich, daß es doch wieder oft über 140 war. Offensichtlich also die Tendenz zu schnell zu laufen. Das wird die große Challenge im Wettkampf, tatsächlich im geplanten Pulsbereich zu laufen.
Nach ca. 55 Minuten bin ich oben. Gesamt 3h30. Verdammt! Deutlich langsamer als erhofft. Ok, schwerer Rucksack, paar Photos gemacht, kurz mit Katrin geredet. Aber viel mehr als 5 Minuten macht das nicht aus. Na ja. Ist halt so. Bleibt ja noch Zeit zum Trainieren, dann wird schon noch was drin sein.
Im Restaurant frisches Sportgetränk mixen, kurz auf Toilette. Interessant: Puls geht in der Pause nicht unter 90. Normalerweis ist der bei mir niedriger. Höhe? Anstrengung? Beides? Nach ca. 20 Minuten geht‘s weiter Richtung Bergalpsee. Dort nach 23 Minuten. Gesamt 4h15.
Hier endet leider der E101-Test. Der Weg geht kurz hinter dem See in Schneefelder über. Ich versuche durchzustapfen, aber irgendwann wird es unwegsam und es sind auch keine Fußspuren mehr zu finden. Drehe um, zurück zum See. Der Abstecher kostet 20 Minuten.
Nun über Bachläger, Waldspitz und Fleesch wieder auf den E101 bei Feld und zum Oberläger. Dort bin ich nach gesamt 6h27.
Frage ist nun, Faulhorn oder nicht? Zeit wäre noch, allerdings zeigt der Blick nach oben reichlich Schnee. Egal, los geht’s. Geht anfangs gut, dann tatsächlich massiv Schnee, Wegmarkierungen finde ich irgendwann keine mehr. Gehe jetzt einfach senkrecht Richtung Faulhorn durch den Schnee. Geht ganz gut. Brauche ziehmlich genau eine Stunde. Trinkflaschen leer. Leider oben alles zu und kein Wasserhahn oder Tank zu finden. Egal. Runter geht immer und notfalls irgendwo am Bach plus Salztabletten.

Kurz vor dem Faulhorn


Wie runter? Wollte eigentlich über Bussalp zurück, entscheide mich dann aber Richtung Bachalpsee zu laufen. Von oben bis unten Schneefelder.


Kurz unterhalb Faulhorn Richtung Bachalpsee: Schneefelder.


Super zu laufen. Lasse es laufen. Macht richtig Spaß durch den tiefen Schnee zu brettern. Irgendwann kommt dann der See in den Blick. Super Anblick von oben. Eisig, grünlich. Kommt leider auf den Photos nicht rüber.

Der Bachalpsee


Am See nach 27 Minuten. Gesamt 8h.
Nun über Bachläger, Waldspitz, Bort (40 Minuten) zurück nach Grindelwald und zur Gletscherschlucht. Gesamt 9h10 plus morgens warmlaufen (Gletscherschlucht – Grindelwald Talstation). Also Gesamt 9h30.
Pulsuhr: 51km, 3100 HM, Durchschnittstempo 11:11 min/km (Pausen!), Durchschnittspuls 127 (Pausen!), Kalorien verbrannt: 6967 kcal.
Fühle mich müde, aber nicht völlig fertig. Und das, obwohl ich weite Teile der Strecke zu schnell unterwegs war. Passt. Stelle mir vor, daß ich am 15.7. jetzt die Hälfte hätte und es nun Richtung Wengen gehen würde. Tolle Vorstellung! Das wäre jetzt echt hart. Noch ein Argument, besser zu dosieren.
Wichtige Erkenntnisse des ersten Tages:
Langsamer Angehen. Puls besser kontrollieren. Aktuell wäre unter 140 gut.
Schuhe und Kleidung: super. Normalerweise benutze ich ab 3h geplanter Laufzeit Vaseline. Die neuralgischen Langstrecklerstellen sind bei mir immer schnell wund. Heute habe ich nichts gemacht, einfach nur die Klamotten angezogen.
Und? Nichts! Nichts wund. Nichts rot. Nicht die kleinste Hautirritation. Super genial. Das hatte ich noch nie. Und die Kleidung war auch extrem angenehm. Perfekt! Das wird ab sofort meine Standard-Wettkampfkleidung: X-Bionic Twyce und Hose Effektor.
Bei den Schuhen das gleiche Bild: Genial. Abends habe ich meine Füße etwas gespürt. Man kann aber nicht von Schmerzen reden. Einfach halt belastet. Mehr nicht und das nach fast 10 Stunden mit rauhem Untergrund. Einfach super. Die Dynafit Feline SL hatten Grip auf jedem Untergrund und es war alles dabei: Wurzeln, Schotter, Steine und Felsen viel davon nass. Super bequem, guter Durchschlagschutz, rollen gut, Downhill sicheres Laufgefühl, bei meiner Schuhgröße (46) ca. 300 Gramm, also noch relativ leicht. Absolute Empfehlung.
Stöcke: Black Diamond Distance Carbon Z. Einwandfrei. Sehr leicht. Minimaler Flex, ausreichend stabil. Leicht zusammenzuklappen. Paßt.
Rucksack heute: Salomon Skin Pro 15. Das war nicht optimal. Zu wenig Taschen, vor allem aber wippt er zu stark beim Rennen. Keine Kompressionsmöglichkeiten.


Sonntag, 4.6.17
Wettervorhersage für morgens schlecht. Starker Regen ist angesagt. Deshalb beschließen wir zu frühstücken und später loszulaufen. Den ursprünglichen Plan, die Strecke ab Burglauenen abzulaufen, haben wir abends begraben. Sowohl Tourist-Info also auch Hotel als auch Einheimischer der nach Berg aussieht sagen: Weg von Burglauenen nach Wengen ist gesperrt und nicht zu begehen. Wir beschließen, am Hotel zu starten und Richtung Alpiglen zu laufen. Wenn offen: Eigertrail, ansonten über Alpiglen.
Wecker 7.00 Uhr. Starker Regen. Frühstück 7.30 Uhr. Regen. 8.30 Uhr: immer noch Regen. Wir machen uns fertig und laufen um 9 Uhr bei leichtem Regen los.

Abmarsch bei Nieselregen


Am Abzweig nach 20 Minuten (Nähe uff em Häller) ein Schild: Hund nicht möglich wegen Leiter. Also trennen wir uns: Katrin läuft die E101 Strecke rückwärts, ich weiter bergan auf den Höhenweg. Nieselregen.

Single-Trail Richtung Eiger. Kurz oberhalb vom Hotel


Traumhafter weg. Schöner schmaler wurzeliger Trail durch den Wald, später Höhenweg auf und ab. Toller Wanderweg. Am Abzweig oberhalb Alpiglen Sperrung für den Weg Richtung Eigergletscher. Also runter nach Alpiglen. Seit Abzweig 1h18.
Kleine Scheidegg, 43 Minuten, gesamt 2h01. Wie soll’s weitergehen? Noch viel Zeit, beschließe deshalb nach Wengen zu laufen und von dort die Strecke testen. Weiter nach 2h05. Laufe über direkten Weg Wengeneralp und Allmend nach Wengen. 55 Minuten beim Touristinfo. Gesamt 3h. Frische Getränke mixen, Toilette. Weiter nach 3h16. Nun wieder auf dem E101 Richtung Männlichen. Wichtig, diese Strecke laufen zu können, um den Damen Input geben zu können, die eigentlich vorhatten, an diesem Wochenende den E35 mindestens bis Männlichen zu checken.
Ab Wengen erstmal steil, teils sehr. Geht über in einen super schönen, sehr verwurzelten Pfad. Gute Steigung, läßt sich schön laufen, teils etwas unrund durch die vielen Wurzeln. Etwas steiler als die meisten unserer Trainingsstrecken zu hause. Da sollten die Damen beim Training etwas steilere Strecken wählen.
Nach ca. 400 Höhenmetern verläßt man den Wald. Nun der klassische, schmale Single-Trail in Serpentinen den Berg hinauf. Ähnlich steil wie bisher, nicht zu heftig, angenehm zu laufen.
Nach 930HM und 1h16 komme ich auf dem Männlichen an. 4h32 gesamt.
Der E101 Richtung Kleine Scheidegg ist ab hier gesperrt. Also laufe ich Richtung Alpiglen. Dort nach 42 Minuten, gesamt 5h14.
Ab hier wieder hoch auf den Höhenweg, den ich schon auf dem Hinweg gelaufen bin. Nach genau einer Stunde bin ich wieder am Abzweig, an dem wir uns morgens getrennt hatten. Gesamt 6h14
Laufe Katrin und Elli entgegen, die ich nach fünf Minuten treffe. Zusammen zurück. 15 Minuten. Gesamt 6h30. Mit 20 Minuten warmgehen heute morgen insgesamt 6h50.
Pulsuhr: 40,35km, 2445 HM, Durchschnittstempo 10:34 min/km (Pausen!), Durchschnittspuls 122 (Pausen!), Kalorien verbrannt: 4722 kcal.



Wichtige Erkenntnisse:
Habe den ganzen Tag versucht, den Puls bei ca. 135 zu halten, was auch gelungen ist. Auch zur Kleinen Scheidegg und auf den Männlichen. Resultat: hat sich immer gut und locker angefühlt. Fühle mich immer noch gut und locker. Das heißt: In diesem Pulsbereich scheine ich relativ ermüdungsfrei lange laufen zu können. Aktuell wäre also das der Zielpuls.
Kleidung bestätigt sich. Perfekt. Hatte heute X-Bionic Trail Effektor und Hose The Trick an. Nach beiden Tagen die Favoriten: Shirt: Twyce. Nicht zu dünn, nicht zu dick, nicht zu starke Kompression, super Klima, total angenehm. (Vorteil Trail: längere Ärmel, dadurch weniger Reibung), Hose würde ich Effektor nehmen. Etwas bequemer nochmal im direkten Vergleich zur The Trick.
Heute hatte ich den neuen Rucksack auf: Ultimate Direction AK Mountain Vest 3.0. Ich bin begeistert! Der perfekte Laufrucksack. Wenn er gut und gleichmäßig gepackt wird, merkt man ihn kaum. Wackelt und  wippt nicht, drückt nicht, stört nicht. Außerdem perfekte Organisation. Viele Taschen, perfekt angeordnet, gute Größen. Anziehen - wohlfühlen - vergessen.
Übrigens hatte ich als Socken die CEP Klassiker an. Auch das einwandfrei. Kein Reiben, keine Blasen, keine Hautirritation.
Insgesamt muß ich sagen, daß ich hinsichtlich der Ausrüstung in diesen zwei Tagen echte Glücksgefühle hatte. In zwei Tagen ca. 17 h unterwegs, über 5000 HM und 90km über Stock und Stein und alles hat sich jederzeit super angefühlt und noch nicht mal ansatzweise irgendwelche Probleme produziert. Das hatte ich noch nie und das war einfach super.
Einige der Erkenntnisse, die ich für das Rennen gewonnen habe sind, daß ich bei moderatem Puls von ca. 135 perfekt zurechtkomme und mit moderater Ermüdung lange laufen kann. Tendenziell bergauf dosieren um bergab fit genug zu sein, um flott zu laufen. 0,75 l Trinken pro Stunde und ein Gel oder Riegel scheinen zu passen. Ab und an Waden ausschütteln, Salztabletten nicht vergessen. Dann sollte alles soweit funktionieren. Für die nächsten Wochen stärkeren Fokus legen auf Wandern, Waden, Oberschenkel.
Übrigens: Für Tips bin ich immer sehr offen. Wenn Ihr Erfahrungen habt, die Ihr gerne weitergeben wollt, freue ich mich sehr. Worauf sollte man sonst noch achten? Habe ich irgendwo Denkfehler eingebaut? Gibt es noch etwas zu optimieren?
Jetzt habe ich aber genug geschrieben. See you on the trails!

Hund vor Hotel. Ich bin jetzt ein Trail-Hund!





Kommentare